6 Existenzkrisen, denen man als Leser nicht aus dem Weg gehen kann

Heute gibt‘s mal wieder einen kreativen Beitrag — die schreibe ich einfach super gerne! Und vor allem gibt es nichts Schöneres als eine ordentliche (Lese)Existenzkrise, in die man sich unweigerlich begibt, wenn man regelmäßig mit Büchern zutun hat.

1. Buch oder Waffe?

Ja, Taschenbücher haben so einige Vorteile, vor allem, dass sie einfach wesentlich günstiger sind. Aber wenn man ein 500+ Seiten-Werk in dieses Format quetscht, dann wird das zumindest für mich mal schnell zum Problem.
Auf dem Rücken liegen und lesen? Es reicht schon, dass mein Handy mir viel zu oft auf‘s Gesicht fällt.
Das Buch irgendwo ablegen und so lesen? Keine Chance, bei der Bindung habe ich dann dreiundzwanzig Leserillen drin, von denen ich vierundzwanzig nicht haben wollte.
Meistens sitze ich dann aufrecht da und verrenke mir den Nacken und halte das Buch ganz, ganz, ganz vorsichtig… bis mein Handgelenk fast abbricht, weil das Buch unverschämt schwer ist.
Ein kleiner Trost: Im Falle einer Zombie-Apokalypse kann ich Red Rising immerhin als Waffe einsetzen*.
*Es wiegt tatsächlich 726 Gramm, für euch gewogen.

2. Immer ein Buch dabei

Der Klassiker. Das Haus kann nicht ohne Buch verlassen werden, es könnte ja ein unangenehmes fünfminütiges Schweigen entstehen und statt dem Gesprächspartner peinlich berührt in die Augen zu sehen, kann man die Schamesröte ganz einfach hinter dem Buch verstecken!
Ha, nur leider ist die Tasche dadurch doppelt so schwer und wenn man diese den ganzen Tag durch die Gegend schleppt, protestiert der Rücken und man kann sich nicht mehr auf‘s Lesen konzentrieren, weil die Schultern krampfen. Kann man überhaupt etwas im Leben ohne Nachteile genießen??

3. Immer ein Buch dabei, die Zweite

Ich habe das Gefühl, dass über diesen Punkt niemand redet**. Wenn ich besagtes Buch nämlich in meine Tasche stecke, setzt im selben Moment die Panik ein: Wird das Buch verrutschen und eine Ecke umknicken? Was, wenn meine Wasserflasche ausläuft? Oder jemand meinen Rucksack anzündet und das Buch zu einem Aschehaufen reduziert wird? Wenn die Zombies mich attackieren und meinen Rucksack dabei ungnädig zu Boden schmeißen, wodurch das Buch eine Delle bekommt?
Ihr habt keine Ahnung, wie oft ich ein Buch aus meiner Tasche herausgezogen habe und eine Ecke etwas umgeknickt war. Ja, es ist „nur“ (als ob) ein Gebrauchsgegenstand. Aber für mich fühlt es sich an, als hätte ich mein Erstgeborenes unbeaufsichtigt an einer Klippe spielen gelassen.
(Mittlerweile wickele ich meine Bücher immer in Tücher ein. Über die belustigten Blicke meiner Mitmenschen sprechen wir nicht. Aber wer braucht schon Menschen.)

** Es sei denn, das bedeutet, dass niemand außer mir das Problem hat. In diesem Fall schäme ich mich stumm in der Ecke.

4. Kein Bücherregal ist groß genug

… und immer, wenn man ein neues hat, füllt es sich auf wundersame Art und Weise. Dunkle Magie, wenn ihr mich fragt! (Und ein unkontrolliertes Kaufverhalten, ups.)
Aber ganz im Ernst: Was sind denn die Optionen? Bücher unter dem Bett? (Folter!) Bücher als Möbelstücke? (Aber was, wenn ich eines davon lesen will?) Mehr Bücherregale? (Und ich schlafe einfach zwischen den Büchern?)
Ausmisten?
… ha, guter Scherz. Lieber ignoriere ich, dass dieses eine Regalbrett sich gefährlich nach unten beugt.

5. Buch oder Schlaf?

Wir haben uns dieselben Lügen wieder und wieder vorgesagt: „Nur noch ein Kapitel!“ — „Nur noch schnell das Buch zu Ende lesen!“ — „So spät ist es noch gar nicht!“
Aber genauso gut könnte ich zwischen Pest und Cholera wählen: Bin ich lieber am Morgen todmüde? Kann ich die Aufregung noch einen Tag länger aushalten? Und was, wenn ich weiterlese, aber schon so müde bin, dass ich die Hälfte gar nicht mitkriege und dann verwirrt bin und das Buch hasse, obwohl es meine Schuld ist?
… Meistens entscheide ich mich dafür, das Buch wegzulegen, und liege dann noch drei Jahre schlaflos im Bett und verfluche mich selbst und die Wahl meines Hobbys ein wenig.

6. All die Buchreihen

Genau gesagt: Die 50639 angefangenen Bücher, die mich bis in den Schlaf verfolgen. Es gibt sie alle: Reihen, die man bewusst abgebrochen hat, weil sie einfach lahm sind. (Damit kann ich noch leben.) 
Dann fängt man allerdings so viele an, dass man welche vergisst, es gibt ja auch immer so tolle Neuerscheinungen mit ihren verlockenden Covern und — (Asche auf mein Haupt!)
Oder, noch schlimmer, man weiß, dass man die Reihe liebt, aber das Erscheinen des nächsten Buches dauert so lange und die Bücher sind alle GIGANTISCH und deshalb ignoriert man lieber das letzte Buch und verbirgt sich hinter seinen Bücherregalen, um der Schande des treulosen Lesers zu entkommen. Leugnen klappt immer.
Das sind sie also: Die Existenzkrisen, die mir auf regelmäßiger Basis begegnen. Und allein die Vorstellung, dass das nur ein kleiner Anteil all der lesebezogenen Existenzkrisen ist, löst eine weitere Existenzkrise in mir aus. Aber sonst läuft‘s. Und bei euch so?
Welche der Existenzkrisen durchlebt ihr denn regelmäßig? Habt ihr noch weitere, die ich hier vergessen habe?

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20 Kommentare

  1. Ich liebe diesen Beitrag und deinen Schreibstil und Ausdrucksweise ? Red Rising ist wirklich etwas schwer und ich habe es nie getraut irgendwohin mitzunehmen, könnte ja schliesslich beschädigt werden! Entweder trage ich es mit meiner Buchtasche rum oder tue besagte Tasche mit dem Buch darin in eine noch grössere Tasche. Sicherheit geht vor!
    Liebste Grüsse
    Julia

  2. Hi Isabella 🙂

    Was für ein genialer Beitrag! 😀 Ich musste richtig lachen, weil ich mich so oft wiedergefunden habe. ^-^ Vor allem bei 'Immer ein Buch dabei, die Zweite'. Ich habe immer Angst vor Knicken im Buch oder hässlichen Flecken am Buchschnitt, weil es irgendwo gegengeschrammt ist. Aber noch ärgerlicher finde ich es immer, wenn ich keine Seite darin gelesen habe, als ich weg war und dann ein Knick plötzlich das Cover ziert. Da könnte ich mir richtig in den Arsch beißen, weil ich es ja eigentlich unnütz mit hatte. 🙁

    Ich kann dich also super verstehen. ♥

    Liebste Grüße
    Ellen

  3. Oh ja, diese Existenskrisen kenne ich auch nur zu gut 😀 (Auch mit der 3. stehst du nicht allein da.)
    Obwohl sich 1.-4- bei mir deutlich gebessert hat – Stichwort Kindle. Ich lese fast nur noch damit und habe seit gestern doch tatsächlich Muskelkater in der Hand, weil ich seit längerem Mal wieder ein richtiges Buch in der Hand gehalten habe.
    Allerdings löst der Kindle bei mir unterschwellig eine weitere Existenzkrise aus: All die schönen Bücher, die ich zwar gelesen habe, aber nie in die Hand nehmen, angucken und streicheln kann. Am liebsten würde ich alles im Regal stehen und zum Angucken haben, mangelnder Platz im Regal hin oder her.

    Liebe Grüße,
    Kathi

  4. Ein sehr schöner Beitrag. Ich habe mich sehr oft wiedererkannt und musste beim Lesen die ganze Zeit schmunzeln. 🙂
    Und nein, du bist nicht die einzige; ich bin auch immer um meine Schätze besorgt, wenn sie den Gefahren ausgesetzt werden, die in der Tasche auf sie lauern könnten… 😉
    Liebe Grüße, Julia

  5. Liebe Ellen,

    Dankeschön <3 Freut mich, auf Gleichgesinnte zu treffen! 😀
    Und die Situation, die du beschreibst, kann ich mir richtig gut vorstellen – das ist mir leider auch schon mehrmals passiert. :/ Man versucht dann immer, das irgendwie wieder glatt zu kriegen, aber das funktioniert meistens mehr schlecht als recht. Oh man. 😀

    Alles Liebe und ein schönes Restwochenende,
    Isabella

  6. Ah, so ein liebes Kompliment, danke dir <3 Eine Buchtasche klingt echt sinnvoll ? Dann müsste ich nicht immer nach meinem behelfsmäßigen Tuch greifen.

    Hab ein schönes Wochenende!
    Isabella

  7. Liebe Kathi,

    Ahh, das mit dem Kindle kann ich SO gut nachvollziehen! Ich habe meinen seit etwas über einem Monat und merke jetzt immer den krassen Unterschied, wenn ich doch ein Buch in der Hand halte — wahrscheinlich kam ich auch deshalb darauf, es in den Beitrag zu packen. 😀 (Und es tut nicht so weh, sollte es mal auf's Gesicht fallen. *hust*)

    Alles Liebe,
    Isabella

  8. Toller Beitrag!
    Vorhin erst war ich am verzweifeln, weil mein Bücherregal nicht ausreicht, ich überlege schon, welche Schätze ich verkaufen kann :/
    Ich nehme tatsächlich kaum Bücher mit. Mein Weg zur Arbeit dauert nur 10 Minuten Zugfahrt – und da bin ich eh nie richtig wach, da lohnt es sich gar nicht, eins mitzunehmen.
    Buch oder Schlaf? – Diese Frage hatte ich gestern erst, hab mich fürs Lesen entschieden, was ein Fehler war 😀
    All die Buchreihen: OH JA! Ich meine, ich liebe es ja, wenn meine liebste Buchreihe ins Unendliche fortgesetzt wird, aber wenn man schon 30 Reihen in zwei Monaten beginnt und der zweite Teil dann erst jeweils 5, 6, 7 Monate später raus kommt, stauen sich alle Reihen einfach so schrecklich an :/

    Liebst, Lara.

  9. Hey!

    Ein toller Beitrag! 😀 Ich kann dir bei JEDEM Punkt nur zustimmen. Gerade auch was den Transport von Büchern betrifft. Manchmal bin ich von der Früh bis zum späten Abend auf der Uni und dann ist es ganz schön anstrengend nicht nur haufenweise Essen (neben Büchern das zweitwichtigste in meiner Tasche xD) sondern auch noch ein Buch mitzunehmen, dass ich in den Pausen lesen kann. Das wird ganz schön schwer. 😀 Ganz zu schweigen von den umgeknickten Ecken in den Büchern. D':

    Liebe Grüße
    Jasi

  10. Danke <3
    Ein kurzer Arbeitsweg ist ja eigentlich das Optimum 🙂 Aber gerade in der Uni hab ich oft zwei Stunden zwischen Vorlesungen/Seminaren Zeit – und immer zum Lernen aufraffen kann ich mich leider nicht. 😀
    Ohja, das mit den Buchreihen ist wirklich schwierig 🙁 Vor allem, weil man so schnell den Überblick verliert – oder das Interesse, wenn es zu lange dauert.

    Alles Liebe,
    Isabella

  11. Liebe Jasi,

    Danke, freut mich, dass du dich in dem Beitrag wiederfinden konntest. 😀 Mit der Uni geht es mir ähnlich, es gibt ja schon doch immer Zeitlücken zwischen Veranstaltungen :/

    Alles Liebe,
    Isabella

  12. Hallo Isabella,
    das ist ein sehr toller Beitrag! Ich musste während dem Lesen andauernd schmunzeln, weil ich mich einfach in jedem Punkt wiedererkenne! 😀
    Oft nehme ich Bücher mit in die Schule, einfach weil ich hoffe, dass ich irgendwie dazu komme, ein paar Seiten zu lesen. Vielleicht aufgrund von unerwarteten Freistunden? (Obwohl sowas leider noch nie passiert ist). Eigentlich sieht es dann nämlich so aus, dass ich nach Hause komme und mein Buch hat Kratzer auf dem Cover oder Flecken auf dem Buchschnitt, von den unzähligen Knicken ganz zu Schweigen. Das ist die Existenzkrise, die ich am meisten nachvollziehen kann.
    Was ich noch ansprechen muss: Wie genial ist das denn bitte, dass du alle Teile der "Chroniken der Unterwelt" als Hardcover hast? Ich habe leider Teil 1,2 und 4 nur im Taschenbuchformat, was mir einigen Ärger bereitet, wenn ich mein Bücherregal einräumen will. (Verständlich?)
    Liebste Grüße,
    Denise

  13. Hallo Isabella,

    grad bei den Reihen entdecke ich mich wieder. 😀 Es kommt aber dazu, dass man oft einen Einzelband liest und erst danach bemerkt, dass man eine neue Reihe begonnen hat. XD

    Und ja, natürlich habe ich immer ein Buch dabei. Oder ein zweites – für den Fall, dass eines nicht reicht. Man weiß ja nicht, wie lange der Tag sein wird und wo man überall ein Buch brauchen könnte. Daher wundert sich mein Umfeld über meine großen Handtaschen …

    Ein schöner Beitrag!

    Liebe Grüße,
    Nicole

  14. Liebe Denise,

    Freut mich total, dass du dich in dem Beitrag wiedererkannt hast! 😀 Und ja, als ich in der Schule war, ging es mir ähnlich. In die Uni nehme ich meistens nur noch meinen Kindle mit, da ist es zumindest nicht so ärgerlich, wenn ich dann doch nicht lese. 😀
    Hach, jetzt hast du mich daran erinnert, wie alt ich bin ? Mein City of Bones müsste evtl. sogar noch der Erstdruck sein, ich habe sämtliche Bücher immer kurz nach Erscheinen gekauft – was mittlerweile fast zehn Jahre her ist. 😀 Aber ich verstehe, was du meinst. Meine englischen Ausgaben von der Reihe sind auch total durcheinander, stört mich auch immer total 🙁

    Alles Liebe,
    Isabella

  15. Liebe Nicole,

    Ja, man muss Handtaschen definitiv nach ihrer Bücherkapazität beurteilen. 😀 Und man kann nie zu viele Bücher dabei haben, seien wir ehrlich. Im Notfall kann der Freund/die Freundin auch noch etwas zu lesen haben 😉

    Und so versteckte Einzelbände gehören verboten! Kann man nicht einfach klar deklarieren, ob/dass es ein erster Band ist?! Ist das zu viel verlangt? 😀

    Vielen Dank!

    Hab einen schönen Sonntag,
    Isabella

  16. Hallo Isabella,

    da du gerade "Red Rising" erwähnst … etwa auf Seite 400 habe ich mich diebisch gefreut, dass ich es geschafft habe, dieses dicke Taschenbuch zu lesen, ohne eine einzige Leserille drin zu haben.
    Dann habe ich eine unbedachte Bewegung gemacht. xD

    Bei Teil 3 habe ich mich schon kaum noch geärgert, ich lerne langsam neu, dass Leserillen manchmal doch nicht ganz vermeidbar sind.
    Auch wenn ich Taschenbücher trotzdem weiter in der von dir beschriebenen, mehr als unbequemen Haltung lesen werde. 😀

    Punkt 3 ist für mich der Hauptgrund, weshalb ich entgegen aller Klischees tatsächlich eher selten Bücher dabei habe. Ich hab mich auch schon gefragt, wie das alle immer vermeiden, weil bei mir grundsätzlich immer irgendwie ein Knick dareinzukommen droht. 😀 Und wenn ich dann zusätzlich auch noch Lebensmittel transportiere, verfolgen mich sowieso Paranoia.

    Vor 2,5 Jahren habe ich ein neues Bücherregal eingeräumt. Als ich damit fertig war, fragte ich mich, wo denn jetzt bitte der freie Platz ist, der eigentlich entstehen sollte.
    Und ich weiß gar nicht, wie viele Nächte ich durchgelesen habe, weil ich mich nicht von dem Buch trennen konnte. 😀

    Weitere Existenzkrisen sind, glaube ich, wenn Buchreihen einen Formatwechsel durchlaufen oder gar nicht weiter übersetzt werden. Grr.

    Liebe Grüße,
    Dana

  17. Liebe Dana,

    Ohje, unbedachte Bewegungen sind fies. 😀 Tut mir leid um den Buchrücken – aber du hast recht, wenn es einmal passiert ist, überlebt man es (meistens). Gerade bei gebrauchten Büchern, die bereits Leserillen haben, ist es mir witzigerweise total egal, ob ich sie weiter knicke… versteh das mal jemand.

    Ich finde es beeindruckend, dass du widerstehen kannst, Bücher mitzunehmen! Ich befinde mich gerade im Bus auf dem Heimweg und habe neben meinem Kindle noch zwei Bücher mit dabei… und eines hat schon einen witzigen Knick an der Ecke. Oh man. 😀

    Ohja, beide Fälle sind mir schon passiert und einfach grauenhaft 🙁 Bei einer zwölf(?)bändigen Reihe, die ich geliebt habe, hat der Verlag nach dem siebten Band einfach aufgehört. Die Lust, die Reihe auf Englisch weiterzulesen, ist mir vergangen. Einfach schade!

    Alles Liebe,
    Isabella

  18. Hallöchen,
    ich hatte gerade erst ein kleines Regalproblem! Meines war wegen unzähligen Neuzugängen mal wieder zu klein, also habe ich zusätzliche Regalböden gekauft. Und siehe da: Es ist erstaunlich schwer, die auf die rihtigen Abstände zu bringen, weil einfach jedes verdammte Buch unterschiedlich groß ist. So ätzend!

    Aber auch alle anderen Szenarien kenne ich nur zu gut 😀

    Liebste Grüße
    Kate ♥

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