[Rezension] A Shadow Bright and Burning – Jessica Cluess

Inhalt

Die sechzehnjährige Henrietta Howel würde alles für ihren besten Freund Rook tun. Und sie würde alles dafür tun, dass ihre Magie unentdeckt bleibt – denn sie weiß, dass die Entdeckung ihrer Fähigkeit, Feuer zu schaffen, ihren Tod bedeuten würde.
Dann jedoch wird Rook angegriffen, und um ihn zu retten, setzt Henrietta ihre Magie ein. Ein Zauberer wird auf sie aufmerksam; doch anstatt sie umzubringen, wird sie auf ein Anwesen gebracht, auf dem sie mit sechs weiteren Jungen lernen soll, ihre Kraft zu beherrschen. Denn laut einer Prophezeiung ist Henrietta die Auserwählte in dem andauernden Krieg.
… Aber ist sie das wirklich?

Meine Meinung

Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, weshalb ich A Shadow Bright and Burning überhaupt gekauft habe.
Es hat durchschnittliche Bewertungen auf Goodreads, der offizielle Klappentext ist voller Klischeesätze und gefühlt hat das Buch niemand gelesen. Es verging sogar so viel Zeit zwischen dem Kauf des Buches und dem tatsächlichen Lesen, dass ich bis dato vergessen hatte, worum es ging. Ich wusste nur noch irgendetwas von viktorianischem London und Fantasy.
In anderen Worten: Ich erwartete höchstens, A Shadow Bright and Burning zu mögen. Stattdessen war ich umso überraschter, dass ich es liebte.
Die Liebe fängt schon bei Henrietta an. (Extra Liebe gibt‘s dafür, dass ihre Hautfarbe als „dunkel“ beschrieben wird!) Cluess erzählt aus ihrer Perspektive in der ersten Person Präteritum und verleiht der Protagonistin eine richtige eigene „Stimme“ – Henrietta ist keine dieser Auserwählten, die keinen Plan hat, was sie macht; sie ist keine, die ihre Kraft dann von einem Tag auf den anderen perfekt beherrscht; und zu guter Letzt ist sie keine typische graue Maus, die sich selbst schlechtredet. Kurzum: Sie ist eine der seltenen Young Adult-Protagonistinnen, die nicht alle Klischees absahnen. Im Gegenteil: Mit teilweise bissigen Antworten brachte sie mich oft zum Lachen, und ihr Dickkopf gemischt mit ihrem Humor war einfach herrlich erfrischend und brachte in die teils doch düstere Geschichte eine leichtere Note rein. Mein Highlight: Ganz trocken nennt sie ihren Stab, mit dem sie Magie wirkt, „Porridge“.
Ebenfalls genoss ich, wie mit dem Thema „die Auserwählte“ gespielt wurde. Durch geschickte Wendungen und Offenbarungen wechselte ich manchmal jede Seite meine Meinung über Henrietta. Ist sie nun die Auserwählte, oder nicht? Wer ist sie dann? Woher kommt sie? Wer waren ihre Eltern? Cluess schafft ein Mysterium nach dem anderen, und es war faszinierend. 
Aber auch die anderen Charaktere haben verdammt viel Spaß gemacht. Von Agrippa, der Zauberer, der Henrietta aufnimmt und als Art Vaterfigur fungiert, bis hin zu den Jungs, mit denen sie trainiert – ihr hattet ja keine Ahnung, wie skeptisch ich anfangs war. Die weibliche Protagonistin eingepfercht mit sechs Jungs im selben Alter? Sollten wir statt einem Liebesdreieck jetzt ein Liebesheptagon haben? Die Antwort ist natürlich nein, sonst hätte ich vermutlich schon längst aufgehört, das Buch in den Himmel zu loben. Denn die Jungs sind nicht nur alle gut ausgearbeitet und jeder eine Persönlichkeit für sich, sondern auch zumindest zu einem Großteil wenig an Henrietta interessiert. Zumindest in dem Sinne. Und selbst als die Romantik dann auftaucht, ist sie so dezent und irrelevant für den weiteren Verlauf des Buches, dass ich mich nur noch mehr in das Werk verliebte.
Doch zurück zu den sechs Jungs – zwei davon habe ich ganz besonders ins Herz geschlossen. Da ist zum einen Magnus, der noch mehr Sprüche raushaut als Henrietta und mich von seinem ersten Auftreten an konstant zum Lachen brachte.

„Over there,“ Magnus called, pointing to the front of a beautiful building, „is the Theatre Royal. I should take you for a show sometime. Have you ever been to the theatre, Miss Howel? Do they get much Shakespeare up in Yorkshire?“ His smile was full of false innocence.
„No, but I can spot bad acting when it‘s right in front of me,“ I said. Magnus laughed so hard I feared he‘d fall off his horse.

Und dann ist da Blackwood, der auf mich wie eine Variation von William Herondale von Cassandra Clares The Infernal Devices wirkte, rein von dem Aussehen und dem Verhalten her. Blackwood ist der reifste von den Jungen; er ist jung zum Earl ernannt worden und trägt die größte Verantwortung in der Gruppe der Lehrlinge. Gegen Ende des Buches erhält seine Schale erstmalig Risse – und ich bin gespannt, was da noch kommt.

Jetzt redet sie die ganze Zeit von den Charakteren, denkt ihr? Die Geschichte ist mindestens genauso cool. Zum einen hat Cluess ein London abgebildet, das vor meinen Augen lebendig geworden ist; ich lief durch die Gänge der Schule, in der Henrietta zu Beginn des Werkes unterrichtet, und zuletzt auch im Anwesen, wo sie zur Schülerin wird. Inmitten all diesem befindet sich die Magie – Jessica Cluess unterscheidet zwischen Hexen, Zauberern und Magiern (Witches/Sorcerers/Magicians im Original), die alle ihre eigenen Fähigkeiten haben. Die Zauberer bilden dabei die Elite der Gesellschaft; durch Ereignisse der Vergangenheit sind Hexen quasi ausgestorben, und die Magier sollen ihnen bald folgen, wenn man die entsprechenden Leute fragt.
„What exactly were the terms of the royal pardon for magicians?“ I asked.
„In exchange for their lives, they would take no apprentices and perform no public magic,“ Blackwood replied. „When this generation of magicians dies, their magic will end in England forever. To break the pardon is to forfeit your life.“
Gleichzeitig wird Cluess‘ England von sogenannten Ancients bedroht; sieben dämonenartige Wesen, die seit Urzeiten bestehen und jetzt versuchen, die englischen Städte Stück für Stück an sich zu reißen. Wir befinden uns von der ersten Seite an in einem Krieg – ein weiterer Aspekt, den ich originell fand und an dem Buch geliebt habe -, zu dem Henrietta dazukommt; sie ist kein Auslöser, und erst recht ist sie nicht die Lösung.
Ich könnte allerdings nicht das Buch rezensieren, ohne nicht auch Rook zu erwähnen – Henriettas bester Kindheitsfreund, der mit ihr in die Stadt reist und in dem Haus, in welchem sie trainiert wird, als Stallbursche engagiert wird. Als Rook klein war, wurde er von einem Ancient angegriffen und trägt seitdem Wunden, die nicht verheilen, und ihn sowohl körperlich als auch mental beeinflussen. Soweit ich das mitgekriegt habe, wird Rook von den meisten Rezipienten des Buches gemocht; ich persönlich konnte ihn nicht leiden. Warum? Ganz einfach: Er erinnerte mich – aus irgendeinem idiotischen Grund – total an Mal aus der Grischa-Trilogie. Genau, wie ich Alina und Mal zusammen nie verstanden habe, konnte ich auch Rooks und Henriettas Freundschaft nur bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Ich fand ihre Motive nobel, ihm zu helfen; gleichzeitig brachte er sie mehrmals in unmögliche Situationen, und ich wollte ihn einfach nur noch schütteln. Ich habe außerdem die Befürchtung, dass er in sie verliebt ist, klopfe jetzt aber einfach dreimal aufs Holz und hoffe, dass sich das nicht bewahrheitet.
Es gab noch ein paar weitere kleine Dinge, die ich fairerweise zur Kritik anbringen muss: Leider hat auch Henrietta ihre Momente, in denen sie sich blindlings in irgendwelche Situationen stürzt, in denen sie sich nicht befinden sollte. Man muss ihr allerdings zugutehalten, dass sie sich meistens selbst rettet/retten kann (und, wie bereits gesagt, ich habe sie voll und ganz ins Herz geschlossen). Außerdem gibt es eine Stelle, in der wir in Magnus einen Wandel sehen, den ich persönlich als zu abrupt und einfach rätselhaft empfand – das war aber zum Glück einmalig. Zuletzt finde ich, dass bei Cluess‘ Weltenbau noch Luft nach oben ist. Wir haben schon eine spannende Basis bekommen, auf die sie hoffentlich in den nächsten zwei Bänden aufbauen wird.
Denn letztendlich handelt es sich hier nicht nur um den Auftakt zu einer Trilogie, sondern noch dazu um Jessica Cluess‘ Debüt – und was für eins es ist. Vor allem ist es ihr gelungen, mich voll und ganz in die Geschichte zu ziehen und mich meine Umgebung vergessen zu lassen. A Shadow Bright and Burning war für mich ein grandioser Auftakt; ich habe mit den Charakteren gelacht, geweint, geflucht und fast jeden von ihnen ins Herz geschlossen.

Fazit

A Shadow Bright and Burning hat mich vollkommen begeistert. Jessica Cluess hat das viktorianische London als Schauplatz für eine faszinierende Magie und noch faszinierendere Charaktere gewählt. Das Buch ist definitiv etwas für Fans von Clares The Infernal Devices; aber auch Leute, die Lust auf ein ganz besonderes Urban Fantasy-Abenteuer mit originellen Charakteren haben, werden hier auf ihre Kosten kommen. Von mir gibt‘s eine klare Empfehlung!
A Shadow Bright and Burning ⚬ Hardcover: 416 Seiten ⚬ Random House ⚬ Trilogie-Auftakt ⚬ aktuell ca. 14€ ⚬ Kaufen?

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5 Kommentare

  1. Hey du 🙂
    Ich muss sagen, ich kann den Anfang der Rezension genau so unterschreiben. Ich habe eigentlich nur eine gute Meinung gehört und sonst sind die Bewertungen eher mittelmäßig und irgendwie hört man inzwischen schon wieder gar nichts mehr davon, aber irgendwie interessiert mich das Buch trotzdem.
    Deine Rezension hat mich jetzt aber definitiv überzeugt es (wieder) auf meine Wunschliste zu setzen. Ob ich es dann demnächst kaufe, glaube ich zwar noch nicht, aber, hey, vielleicht überkommt es mich ja irgendwann doch spontan.

    Liebe Grüße ♥
    Aileen

  2. Liebe Aileen,
    Dankeschön 🙂 Falls es dich doch noch packt, zu A Shadow Bright and Burning zu greifen, wünsche ich dir viel Freude dabei! 😀 Ansonsten hoffe ich einfach, dass der Folgeband mindestens genauso gut wird, und ich dich dann überzeugen kann. 😀

    Alles Liebe,
    Isabella

  3. Hey Isabelle,
    Toll das dir dieses Buch ebenso gefallen hat wie mir! Hast du schon den zweiten Band gelesen? Ich bin absoluter Fan dieser Reihe und bin gespannt was da noch alles kommt.

    Liebe Grüße,
    Claudia von the-booklounge.blogspot.de

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