Artemis von Andy Weir

Content Warnung: Disablismus, Sexismus, Homophobie

Inhalt

Die Schmugglerin Jazz Bashara lebt in Artemis, der ersten Stadt auf dem Mond. Eines Tages erhält sie einen Auftrag, der gefährlicher nicht sein könnte – andererseits wird er auch verflucht gut bezahlt, weswegen sich Jazz entscheidet, ihn anzunehmen. Nur verläuft von dort an alles ein wenig anders als geplant …

Meine Meinung

Es fällt mir immer noch schwer, zu glauben, dass Der Marsianer und Artemis von ein und demselben Autor geschrieben wurden. Andererseits macht es doch irgendwie Sinn, insbesondere, wenn ich beide Bücher gegenüberstelle. Die Kritik, die ich an Artemis ausübe, läuft letztendlich nämlich auf einen Kernpunkt hinaus: Anscheinend ist Andy Weir unfähig, sich in eine andere Perspektive außer seiner eigenen zu versetzen. Deswegen funktioniert Der Marsianer. Und Artemis eben überhaupt nicht.
Ich wusste nicht, ob ich lachen, weinen oder schreien sollte, als Andy Weir in dem Interview, das am Ende des Buches abgedruckt wurde, auf die Frage, ob es ihm schwerer gefallen sei, aus der Perspektive einer Frau zu schreiben, antwortete:

Ich habe mir permanent Sorgen gemacht, dass Jazz nicht glaubwürdig genug rüberkommen könnte.
Andy Weir, Artemis, Heyne, S. 425

Ich weiß immer noch nicht genau, wie ich das beurteilen soll – insbesondere, wenn man ebenfalls bedenkt, dass Weir mehrmals betont, dass er extra vielen Frauen das Manuskript zum Lesen (und Absegnen) gegeben habe. Wurde da nirgends Kritik geäußert? Ist wirklich niemandem etwas Seltsames an dem Buch aufgefallen? Und wie zur Hölle ist Weirs geringste Sorge, dass Jazz „nicht glaubwürdig genug“ sein könnte? Zugegeben, sie ist nicht im Geringsten glaubwürdig. Aber das ist irgendwie auch das geringste Problem ihres Charakters.
Ich will gar nicht bestreiten, dass Erfahrungen immer individuell sind, und vielleicht empfindet ihr die bedenklichen Elemente des Romans gar nicht so stark wie ich. Aber ich persönlich habe einen Großteil des Lesens damit verbracht, mich angegriffen zu fühlen. Angefangen damit, dass Jazz kontinuierlich so dargestellt wird, als wäre sie die Matratze Artemis‘. Sämtliche Männer, denen sie begegnet, kommentieren ihr ach-so-wildes Sexleben, ganz egal, in welchem Verhältnis sie zu Jazz stehen. Oder wie viel sie Jazz‘ Sexleben angeht. (Überraschung: GAR NICHTS.) Als ob das nicht absurd genug wäre, hat Jazz kein einziges Mal Sex im Buch. Oder erinnert sich selbst an dergleichen. Es sind immer nur die anderen Charaktere, die darauf Bezug nehmen.

Rudy zog eine Sprühflasche aus dem Schreibtisch und bespritzte uns beide damit. […]
Jin zuckte zusammen. »Das war jetzt aber wirklich unprofessionell.«
»Hören Sie auf zu jammern«, knurrte ich […].
»Sie sind vielleicht daran gewöhnt, Spritzer ins Gesicht zu bekommen. Ich nicht«, erwiderte er.
Andy Weir, Artemis, Heyne, S. 249

Wie war das mit „unprofessionell“?
Das Ganze gipfelt sich in einem Kommentar von Jazz‘ Vater, von dem ich immer noch nicht glauben kann, dass er tatsächlich abgedruckt wurde:

Ich verdrehte die Augen. »So bin ich nicht, Dad. Es mag dich schockieren, aber ich hatte mit niemandem in diesem Raum Sex.«
»Nun ja, der Raum ist nicht so groß.«
Andy Weir, Artemis, Heyne, S. 297

(Fun Fact: Ein anderer der im Raum anwesenden Männer kommentiert daraufhin: »Touché.«)

All das ist auf so vielen Ebenen falsch und schlichtweg widerwärtig, dass ich mittlerweile über die Wut hinweg bin und mir nur noch die Worte fehlen. Wie kann man so völlig verblendet sein? Umso mehr man liest, desto mehr entsteht der Eindruck, dass Frauen für den Autor ein einziges Mysterium sind und dass sie zwingend sexualisiert werden müssen, um irgendwie an Substanz zu gewinnen. Weil es ja auch in dem Buch sonst um nichts anderes geht/gehen könnte.
Ein weiterer Beweis dafür ist (neben den zig Stellen mit sexistischen Kommentaren, die ich mir notiert habe) der Kondom-Subplot. (Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals auf dem Blog über Kondome schreiben würde, aber there we go.) Jazz erhält von einem Kerl namens Svoboda ein wiederverwendbares Kondom zum Testen. Weil er der weltenfremde, schüchterne Forscher ist und Jazz ja (laut seiner Aussage) wesentlich öfter Sex hat als er. Als Jazz ihn darauf hinweist, dass sie nicht andauernd Sex hat, erklärt er ihr einfach, sie solle es bei der nächsten Gelegenheit benutzen. Spoiler: Jazz benutzt es kein einziges Mal, mehr noch, dieser Subplot wird zum Ende hin schlichtweg fallen gelassen. Aber bis dorthin nutzt Svoboda jedes Treffen mit Jazz aus, um sie noch einmal mehr nach ihrem Sexleben zu fragen. Weil es ihn ja auch so viel angeht! Weil es ja auch so viel Relevanz für das Buch hat!
Aber ich will es ja nicht wie das Buch machen und ausschließlich das Sexleben der Protagonistin diskutieren. Die seltsame Frauendarstellung äußert sich darüber hinaus darin, dass außer Jazz kaum andere Frauen auftreten. Mir fallen spontan nur drei weitere Frauen ein, die zumindest für ein paar Seiten auftauchen, der Rest des Casts ist männlich.
Zwei von diesen drei Frauen entpuppen sich als Feinde Jazz‘ bzw. werden verstärkt negativ dargestellt – natürlich können Frauen nicht freundlich miteinander umgehen. Unvorstellbar! Und ja, es gibt einen extensiven Catfight. Dazu später noch mehr, wenn wir uns zu der „interessanten“ Darstellung von Diversität bewegen.
Die dritte Frau ist ein Teenager namens Lene Landvik, die nach einem Unfall querschnittsgelähmt ist, sich aber auf Artemis aufgrund der entsprechenden Schwerkraft problemlos mit Krücken fortbewegen kann. Lenes Vater stirbt im Verlaufe des Romans, woraufhin Jazz kommentiert:

»Sie ist eine verkrüppelte Jugendliche und jetzt eine Waise.«
Andy Weir, Artemis, Heyne

Jetzt wisst ihr Bescheid.

Überhaupt entsteht beim Lesen von Artemis der Eindruck, dass Weir vom Konzept der „Diversität“ gehört hat und sich dachte, Ach, das kann ich mit links. Hierzu kann ich nicht so viel sagen, weil ich nicht betroffen bin, möchte aber trotzdem darauf aufmerksam machen. Neben dem Disablismus in den Kommentaren in Bezug auf Lenes Charakter hat sich Weir dazu entschieden, Jazz zu einer Saudi-Araberin zu machen. Sie praktiziert ihren Glauben – im Gegensatz zu ihrem Vater – nicht, hält es aber für eine gute Idee, einen Niqab als eine Art „natürliche“ Maske einzusetzen:

Es war schön, dass man eine Maske tragen konnte, ohne Verdacht zu erregen.
Andy Weir, Artemis, Heyne, S. 108

So füttert man verletzende Stereotypen. Ebenfalls zeigt sich an der Stelle, dass Weir für eine weiße Audienz schreibt:

Na gut, Sie können jetzt aufhören, so zu tun, als wüssten Sie, was ein Niqab ist.
Andy Weir, Artemis, Heyne, S. 107

Alles klar.
Das letzte Häkchen auf seiner Diversität-Checkliste machte Weir bei dem Charakter von Dale, der schwul ist. Nicht nur muss das immer wieder betont werden, auch die Art und Weise, wie sein Charakter eingeführt wird, könnte klischeebehafteter nicht sein: Er hat Jazz nämlich den Ex-Freund ausgepannt, und Jazz nutzt jede Gelegenheit aus, um ihn darauf hinweisen. (Womit ich nicht sagen will, dass Betrügen okay ist – auch in Literatur muss es entsprechend behandelt werden. Bei Artemis liegt das Problem allerdings auf einer höhergelegenen Ebene, wie bisher klargeworden sein sollte.) Auch beim Verhalten Dales und seiner Darstellung greift Weir wieder und wieder zu erniedrigenden Generalisierungen. Hier findet ihr die Rezension eines schwulen Rezensenten. Auf jeden Fall finden sich im Buch Kommentare wie:

»Tyler ist schwul, Jazz. Schwul wie Oscar Wilde mit Pailletten, rosafarbenem Pudel und einer Tiara auf dem Kopf.«
Andy Weir, Artemis, Heyne, S. 183

Das ist ähnlich interessant wie die Selbst- und Fremdbezeichnungen gleichermaßen im folgenden Zitat:

»[…] Wir brauchen sechs Pints – drei für die Tunte und drei für die Tante.«
Andy Weir, Artemis, Heyne, S. 260

Wie gesagt: Von dieser Repräsentation bin ich explizit nicht betroffen, aber die oben verlinkte Rezension macht zusätzlich klar, dass diese Aussagen sehr falsch und sehr verletzend sind. Auch wenn man auch als Nicht-Betroffene*r merken sollte, dass derartige Aussagen sehr, sehr fragwürdig sind, und die Berechtigung, die sich Andy Weir nimmt, um derartiges zu schreiben, noch um einiges fragwürdiger.
Bevor wir uns von all den Problematiken abwenden und uns dem Thema widmen, warum Artemis auch sonst echt mies ist, möchte ich noch einmal auf das Beispiel des Catfights zurückkommen. Dieser findet in den letzten Kapiteln des Buches statt, quasi im Showdown (das sind nicht wirklich Spoiler, keine Sorge). Hier werden die stark sexualisierte Darstellung weiblicher Charaktere, die Feindlichkeit unter den Frauen und Dales Sexualität gleichermaßen zu einer Katastrophe vereinigt:

»Hört mal zu, ihr blöden Zicken«, sagte er. »Ich bin zu schwul, um Frauenwrestling zu genießen. […]«
Andy Weir, Artemis, Heyne, S. 358

Eigentlich ist es beeindruckend, wie viele Personengruppen in einem Zitat beleidigt werden können.
Wenn ich mich nicht über die widerlichen Seitenhiebe aufgeregt habe, hat mich das Buch größtenteils gelangweilt. Denn nach dem Wegstreichen von all den problematischen Dingen bleibt nämlich ein bestenfalls dünner, großflächig konstruierter Plot über. Die technische Detailtreue ist das Einzige, das mich entfernt an den Marsianer erinnerte, aber ich gebe ehrlich zu, dass ich bei Artemis keinen Nerv mehr hatte, um dem Ganzen zu folgen, und daher alles mehr schlecht als recht verstand.
Das Buch hat aber auch wirklich nicht viel für seine Glaubwürdigkeit vorzuweisen – neben dem an den Haaren herbeigezogenen Plot sind die Charaktere eben Karikaturen, da ist nicht wirklich was rauszuholen. Weir versucht noch, mit E-Mails an mehreren Kapitelenden Details über Jazz‘ Vergangenheit einzustreuen, aber wirklich viel tragen die auch nicht zur Geschichte bei, außer, dass ich mich fragte, wer zur Hölle solche E-Mails schreibt. (Beide E-Mail-Schreiber gehen in maximal einem Satz auf die Probleme des anderen ein. Ist klar.)
Normalerweise bin ich am Ende solcher Rezensionen in der Lage zu sagen: Der Autor/die Autorin hat es zumindest versucht. Bei Artemis bin ich nicht einmal mehr zu einer derartigen Äußerung befähigt, weil ich nicht die geringste Ahnung habe, wohin Weir mit diesem Buch wollte. Ich wusste ja nicht mal, dass es einem weißen Autor so schwer fallen kann, aus der Perspektive des größten weltlichen Mysteriums, einer Frau, zu schreiben, aber gut, dass wir das geklärt haben. Immerhin weiß ich jetzt mit Sicherheit, dass ich von Andy Weir nichts mehr lesen werde, so oft, wie ich kurz davor war, das Buch aus dem Fenster zu werfen. Das Einzige, das das Buch schafft, ist, eine Bandbreite an Personengruppen zu beleidigen. Immerhin ist es darin konsequent.

Fazit

Artemis ist nicht nur eines der schlechtesten, sondern vor allem eines der problematischsten Bücher, das ich seit langem gelesen habe. Spart euch die Zeit, das Geld und die Nerven.
Vielen Dank an Heyne für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Artemis ⚬ übersetzt von Jürgen Langowski ⚬ Klappenbroschur: 432 Seiten ⚬ Einzelband ⚬ Heyne ⚬ 15€

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38 Kommentare

  1. Liebe Isabella,
    Was für eine tolle Rezension. Ich habe das Buch nicht gelesen (und werde es nach dem Lesen deiner Besprechung auch ganz sicher nicht tun), aber mit scheint, dass du dich sehr ausführlich und differenziert mit dem Buch auseinandergesetzt hast. Deine Kritik ist gut nachzuvollziehen und in einem professionellen Ton gehalten. Das Thema mit "Rants" und ob das erlaubt ist, kommt ja immer mal wieder auf und deine Rezension ist ein gutes Beispiel, wie man Kritik üben kann, ohne den Autor persönlich anzugreifen oder Fans zu verletzen oder ähnliches.
    Also ja, ich finde es sehr gut, wie du dich mit dem Thema auseinandergesetzt hast und die problematischen Punkte so klar benannt hast. Danke für diese Rezension. Das Buch kommt eindeutig auf meine "auf gar keinen Fall lesen Liste".
    Liebe Grüße, Julia

  2. Wow. Also das klingt… furchtbar?
    Ich kann es echt nicht fassen, dass jemand SO ein Buch schreiben kann und es dann auch noch tatsächlich veröffentlicht wird.
    Mir hat "Der Marsianer" schon nicht sonderlich gut gefallen, aber das hier schießt ja echt den Vogel ab, herrje 😀

  3. Anscheinend hat man quasi ein Freiticket, wenn man einmal einen Bestseller geschrieben hat. Anders kann ich mir das wirklich nicht erklären. 😀
    Nicht wahr?! Es ist wirklich sehr, sehr schräg.

  4. Liebe Julia,

    vielen lieben Dank für deine tolle Rückmeldung! Das beruhigt mich ein wenig, weil ich mir an manchen Stellen nicht sicher war, ob ich mich nicht doch im Ton vergriffen habe – wenn man emotional involviert ist, ist das manchmal echt schwer, aber freut mich, dass die Balance anscheinend doch irgendwie gelungen ist. Vielen Dank dafür – und bei "Artemis" verpasst du ja wirklich nichts. ?

    Alles Liebe
    Isabella

    1. Hallo Isabell

      So schön deine Bucherörterungen dir auch gelungen ist, deine Meinung kann ich definitiv nicht teilen. Ich finde, du betrachtest das Buch aus einer Feministinnen-Rosa-Roten-Brille. Ich habe das Buch verschlungen und innert wenigen Tagen durchgelesen, weil ich es kaum erwarten konnte, was als nächstes passiert. Ganz schade fand ich, dass es nie zu einer Sexszene kam. :/

      Ich fand die Story, die Charaktere und generell die Aufmachung atemberaubend. Ich habe jede freie Minute genutzt, um einen Blick in die Zeilen des Romans zu werfen. Sogar am Bahnhof stehend und auf den Zug wartend habe ich gelesen.

      Du beschränkst die weiblichen Protagonistinnen auf zwei Personen und blendest die Administratorin Ngugi komplett aus. Warum? Ngugi ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau und Politikerin, die es geschafft hat, sowohl KSC als auch Artemis auf den Weg zu bringen und erfolgreich zu sein. Als sie davor Kenias Finanzministerin war, schuf sie die gesamte Raumfahrtindustrie des Landes von Grund auf neu. Soviel zum Thema differenzierte Betrachtung.

      Milde ausgedrückt, finde ich deine Rezension einseitig. Alle negativen Punkte, die du aufzählst, sind mir beim Lesen nicht mal aufgefallen. Zum Glück habe ich deine Rezension nicht vorher gelesen, sondern erst nachdem ich das Buch durchhatte.

      Gruss
      Besart

  5. Oh wow, das Buch hört sich ja nach einer Totalkatastrophe an. Ich bin ohnehin kein begeistertert Science Fiction Leser, aber zu diesem Buch, werde ich sicher nicht greifen, falls ich mal wieder einen Ausflug in das Genre unternehme.
    Mir ist manchmal unerklärlich, wie solche Kommentare Testleser und Lektorat durchstehen und wer das so abgesegnet hat.
    Uff.
    Vielen Dank für deine ausführliche Darstellung!

  6. Der Spruch mit der Tunte ist im Deutschen echt daneben. Wurde aber auch schlecht übersetzt. Tatsächlich kenne ich persönlich keinen Schwulen, der sich selbst als Tunte bezeichnen würde. Im Original geht der Spruch aber "Three for the gal and three for the gay." Und als gay bezeichnen sich die meisten Schwulen dann ja doch. Also liegt es nur an der schlechten Übersetzung. Auch Dale ist übrigens kein Klischee-Schwuler. Immerhin ist er EVA Master und das scheint mir zumindest kein typischer Frauenjob zu sein, da es ja auch Feuerwehrarbeiten mit einschließt und auch ein hohes technisches Verständnis verlangt wird. Den Spruch mit dem rosafarbenen Pudel fand ich übrigens lustig und einfach im Sinne des Humors übertrieben dargestellt. Humor funktioniert ganz oft mit Übertreibungen als Stilmittel und man sollte nicht alles zu ernst nehmen.
    Ebenso das Frauenwrestling, welches im Original übrigens als Catfight bezeichnet wird, was wieder weniger hart ist. Exakt dieser Spruch beginnt im Original übrigens mit '"Listen, assholes", he said' also auch hier ist es nicht das Original sondern die Übersetzung. So langsam kommt mit der Verdacht, dass die Übersetzung einfach nur schlecht ist…
    Mein Fazit ist daher, dass das Buch nicht wirklich sexistisch oder behindertenfeindlich oder homophob ist. Der Humor ist mit Sicherheit eher rau, aber das ist heutzutage nicht unüblich. Die Charaktere sind alle vielschichtig und nicht wie es in der Rezension klingt, einschichtig. Sie werden eben nicht auf ihre Schwächen reduziert, sondern wachsen trotz dieser über sich hinaus.
    Mir gefällt das englische Hörbuch sehr gut! Jedem, der Interesse an dem Buch hat, kann ich es nur empfehlen. Aber lieber im Original. Die Übersetzung ist einfach schlecht und macht das Buch deutlich diskrimierender als es im Original ist, weil die meisten Sprüche im Englischen viel besser klingen und das Wort "Catfight" zum Beispiel im Englischen häufiger für Raufereien benutzt wird, während Frauenwrestling halt wirklich nur die eine Bedeutung im Deutschen hat.
    Also bitte, ihr alle, seid nicht abgeschreckt und gebt dem Buch eine Chance. Wenigstens dem Original. Englische Rezensionen, die das Buch diskriminierend nennen, habe ich übrigens keine gefunden. Ich habe Artemis übrigens so empfunden, dass dort Herkunft, Religion und Geschlecht, sowie Sexualität etc überhaupt KEINE ROLLE spielen. Für mich wurde eine Stadt beschrieben, von der die heutige Gesellschaft leider noch sehr weit entfernt ist.
    So genug von mir.
    Als Tipp für dich, liebe Isabella, habe ich übrigens noch: bevor du das nächste Mal einen Autor als diskriminierend bezeichnest, bitte schau zu allererst ins Original. Das macht ganz oft einen Riesenunterschied.
    Die Rezension las sich übrigens trotzdem sehr gut 🙂

  7. Liebe Isabella,
    die Rezension kann ich tatsächlich so gar nicht nachvollziehen.
    Ich gebe zu, ich habe das Buch nicht gelesen, sondern schon mehrfach als Hörbuch im Original gehört. Vielleicht liegt es auch daran, dass meine Meinung deiner so gar nicht entspricht.
    Ich möchte einmal darauf hinweisen, dass sämtliche Frauenrollen des Buches sehr starke Persönlichkeiten sind und sich im Laufe des Buches weiterentwickeln.
    Jazz zum Beispiel reduziert sich selbst schließlich nicht nur auf ihre Sexualität und ihre Beziehungen. Es ist aber zugegeben ein Thema, was sie das ganze Buch über beschäftigt, weil sie damit zu kämpfen hat, dass sie betrogen wurde. Das andere sie darauf reduzieren, ist sicherlich nicht schön, aber im Hörbuch kommen die meisten der zitierten Sprüche eher als Ausdruck von Humor rüber. Das ihr Vater als streng gläubiger Muslim nicht begeistert davon ist, dass seine Tochter bereits mehrere Partner hatte, liegt nun mal an der Religion. Für jemanden wie ihn, der anscheinend sein ganzes Leben nur eine (zugegeben eher kurze) Beziehung hatte, sind 2 Partner wahrscheinlich tatsächlich schon viel. Aber auch dieser Charakter entwickelt sich im Laufe des Buches weiter. Da Svoboda ja Interesse an Jazz hat, habe ich die Geschichte mit dem Kondom eher als Interessenbekundung eines unerfahrenen Wissenschaftlers verstanden und vielleicht auch damit er sichergehen kann, dass sie Single ist.
    Jazz ist meiner Meinung nach, eine äußerst kompetente und starke Frauenrollen, die sich in einer Welt, die eher von Männern bestimmt wird, gut durchsetzt und intelligent und taff ist.
    Genug zu Jazz.
    Jetzt zu Lene. Der von dir zitierte Spruch wirkt im Hörbuch eher wie "Was muss das arme Ding noch alles erleben?!" Auch Lene ist übrigens nicht auf ihre Schwächen, in dem Fall ihre Behinderung reduziert, sondern zeichnet sich durch ihre Intelligenz, ihren Geschäftssinn und ihre Gerissenheit aus.
    Auch die Bürgermeisterin und Loretta Sanchez sind zwei sehr starke Persönlichkeiten, die ihre Ziele umgesetzt haben und sich so eine gute Position erarbeitet haben.
    Aber genug zu den Frauen.

  8. Liebe Isabella,

    danke für diese gelungene Rezension.
    Ich kann deine Kritikpunkte vollkommen nachvollziehen.
    Ich habe den Marsianer nicht gelesen und wollte es bei Weirs Büchern erst mit "Artemis" versuchen, weil ich fand dass es genau nach meinem Geschmack klang. Jetzt habe ich es von meiner Wunschliste runtergenommen, weil ich weiß, dass mir ein Buch mit solchen Inhalten nicht gefallen würde.
    Ich habe in meinen Teenagerjahren genug solcher Bücher gelesen, weil es damals im Adultfantasy und SciFigenre bis auf einige wenige Ausnahmen nur Bücher gab, die von weißen Männern geschrieben wurden, welche nicht in der Lage waren vernünftige weibliche Charaktere zu schreiben. Mittlerweile ist die Auswahl im Genre zum Glück größer und kann getrost auf Bücher wie "Artemis" verzichten.

    Liebe Grüße
    Elisa

  9. Liebe Isabella,
    das Buch hört sich wirklich katastrophal an, deine Rezension liest sich dagegen wirklich differenziert und gelungen! Ein gutes Beispiel, wie man ein solches Buch ganz emotionslos auseinander nehmen kann. Ich nehme mir an dir ein Beispiel! 🙂
    Weir merke ich mir jedenfalls aus Autoren, von dem ich nichts lesen muss…
    VG Jennifer

  10. Hm, also ich fand das Buch auch nicht so gut, aber so schlimm fand ich es nun auch wieder nicht ^^
    Deine Zitate, ja, manche finden das witzig, andere nicht. Und selbst Betroffene können ab und an über solche Witze lachen. Manches darf man nicht zu eng sehen. Dass er es übertrieben hatte fand ich auch. Allerdings wundert mich in dem zusammenhang, dass du dann nicht ein Zitat genommen hast, dass ich sehr heftig fand.
    Nämlich wo Jazz sagt, dass ein Stiefgeschwisterpaar auf Artemis gewechselt hat, weil sie auf der Erde Ärger bekommen hätten. Und dass auf Artemis jeder Sex haben kann als Erwachsener, wenn sie beide einverstanden sind. Was für mich impliziert dass das auch Vater und Tochter sein könnten, wenn die Tochter volljährig ist. Das fand ich krass.

    Das andere ist alles nicht unbedingt geschmackvoll, aber ich habs ehrlich gesagt auch tatsächlich nicht so schlimm empfunden wie du. Es gibt auch genug die über sich selber Witze machen und es lockerer sehen. Andere eben nicht – wo will man da eine Grenze ziehen?
    Ich denke da macht es auch die Sichtweise aus, wie man an solche Themen rangeht. Dass man gar nichts mehr sagen darf find ich auch falsch. Dass Andy Weir es hier übertrieben hat, da stimme ich dir durchaus zu, nur dass er es so "böse" gemeint hat glaube ich nicht, vor allem wenn man die Zitate so aus dem Zusammenhang gerissen liest.

    Liebe Grüße, Aleshanee

  11. Oh, mein Gott. Das klingt ja fürchterlich! Ich würde dir am liebsten mein Beileid aussprechen, dass du dich da durch quälen musstest.. Über Goodreads hatte ich auch schon mal eine sehr negative Rezension zu Artemis gelesen und es gleich von meiner To Read Liste geschmissen (auf der es nur war, weil ich den Marsianer ziemlich cool fand) – Dein Post hat mich überzeugt, dass das eine gute Entscheidung war. Diese Zitate.. Hilfe, ich weiß gar nicht, was man dazu noch sagen soll. Einfach schlimm.
    Beste Grüße, Isa.

  12. Liebe Aleshanee,

    ich glaube, der Zusammenhang ist in diesem Fall nicht relevant. Andy Weir ist ein weißer Autor, kann also keine der oben angesprochenen Perspektiven einnehmen und ist dadurch meines Erachtens nicht berechtigt, derartige Witze zu machen. Witzig finde ich das auch überhaupt nicht, aber das ist vermutlich persönlicher Geschmack. Auf jeden Fall finde ich sämtliche obige Kommentare – aber auch die Stelle, die du erwähnst – weit unter der Gürtellinie und nicht akzeptabel.

    Viele Grüße
    Isabella

  13. Ich stimme dir insofern zu, dass bei den von dir erwähnten Stellen tatsächlich eine unglückliche Übersetzungsarbeit geleistet wurde. Dennoch ändert das nichts an dem Grundton des Buches und somit auch nichts an meiner Meinung.
    Ob Jazz, die Bürgermeisterin etc. "starke" Frauenfiguren sind, hat auch überhaupt nichts mit meiner Kritik zu tun. Es geht vielmehr um die Art und Weise, wie sie dargestellt werden: Jazz wird kontinuierlich auf ihr Sexleben angesprochen, die Bürgermeisterin und die Wissenschaftlerin sind durchweg negativ dargestellt. Du argumentierst daher am Kern des Problems vorbei: Es geht nicht darum, ob die Aussagen "lustig" sind (was sie meiner Meinung nach nicht sind). Als Frau fühlte ich mich kontinuierlich angegriffen, und überhaupt hatte ich den Eindruck, dass das Frauenbild des Autors sehr verquer ist und daher auch in der Darstellung dementsprechend verzerrt wird.
    Dasselbe gilt mit dem Pudel-"Witz". Nur, weil du es als "witzig" empfindest, bedeutet das noch lange nicht, dass es nicht Leute gibt, die dadurch verletzt werden, wie man auch der oben verlinkten Rezension entnehmen kann! Die "Witze" in Artemis werden ganz klar auf die Kosten von marginalisierten Gruppen gemacht, und das ist NIEMALS okay.
    Ich habe bspw. auch nie gesagt, dass Lene auf ihre Querschnittslähmung reduziert wird. Das macht Jazz' Kommentar aber nicht weniger in Ordnung, weswegen du auch hier am eigentlichen Problem vorbei argumentierst.
    Ich sage nicht, dass du nicht berechtigt bist, das Buch zu mögen. Es ist okay, wenn es dir gefallen hat, auch wenn ich mir natürlich wünschen würde, ein Bewusstsein für die Problematiken des Buches geschafft zu haben.

  14. Hach, da geht's mir genauso wie dir! Ich lese Sci-Fi auch sehr sporadisch und fühle mich dann quasi immer doppelt vom Buch betrogen, wenn's mir nicht gefällt. Aber ja – ich bin auch erstaunt, wie das alles abgesegnet werden konnte.
    Danke für's Lesen <3

  15. Haha, danke. 😀 Ich war wirklich immer wieder kurz davor, das Buch abzubrechen, aber ich breche eigentlich nie Bücher ab und war letztendlich froh, wenigstens eine umfassende Darstellung der Probleme des Buches liefern zu können. Die Zeit kannst du definitiv in bessere Bücher investieren! 🙂

    Alles Liebe
    Isabella

  16. Liebe Jennifer,

    vielen Dank, das ist sehr lieb von dir! 🙂 Ich habe mich bemüht, das Ganze distanziert zu betrachten, hatte aber oft das Gefühl, mich zu sehr aufzuregen.
    Ganz im Ernst: Es gibt so viele bessere (Sci-Fi-)Autoren als Weir. Da verpasst du letztendlich gar nicht so viel.

    Alles Liebe
    Isabella

  17. Liebe Elisa,

    vielen Dank für deine Perspektive! Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie es vor einigen Jahren mit der Repräsentation aussah, und freue mich daher für dich, dass du mittlerweile eine größere Auswahl hast und dass überhaupt immer mehr bisher nicht gehörte Stimmen eine Plattform genießen dürfen.

    Zwar bin ich nicht gerade eine bewährte Sci-Fi-Leserin, aber letztendlich bietet Weir wirklich nicht viel mehr außer sein Wissen über die Materie. Und das ist meines Erachtens schön und gut, aber nicht mehr, wenn das Drumherum völlig wegfällt, was bei dem Buch der Fall ist.

    Alles Liebe
    Isabella

  18. Liebe Isabella
    Ich habe "Der Marsianer" noch nicht gelesen, wollte das aber unbedingt einmal nachholen, weil alle so davon schwärmen. Zumindest habe ich bisher sehr viele positive Stimmen dazu gehört.
    Nach deiner Rezension bin ich aber sehr verunsichert, ob ich überhaupt noch etwas von Weir lesen möchte. Ich finde viele deiner angesprochenen Zitate nicht in Ordnung und ich werde wohl auch "Der Marsianer" mit einem bitteren Nachgeschmack lesen. Aber "Artemis" wird mir nicht mehr unter die Augen kommen!
    Übrigens ist die Rezension wirklich ganz grosse klasse. Du setzt dich distanziert mit dem Buch auseinander und vegreifst dich nirgends im Ton. Me like it.
    Liebe Grüsse
    Julia

  19. Ich finde, du solltest nochmal überdenken, dass Andy Weir nur weil er ein weißer Mann ist, keine Witze über andere Kulturen, Religionen, Sexualitäten, Geschlechter, etc machen sollte. Das halte ich einfach für einen falschen Ansatz.
    Es gibt ganz viele wie du sie nennst "Betroffene", die darüber lachen können.
    Ich fühle mich von dem Buch jedenfalls weder in meiner Sexualität noch in meinem Geschlecht noch in meiner Weltansicht angegriffen.
    Die sexuellen Anspielungen dienen sicherlich auch dazu zu zeigen, dass
    es auch in einer sehr toleranten Welt noch solche Probleme gibt. Aber die Hauptcharakterin geht auch gut damit um und ist damit ein Paradebeispiel für solche Situationen. Und wenn Andy Weir genau dieses gesellschaftliche Problem nicht bewusst wäre, würde er es auch nicht dauernd einbauen. Ich denke, dass es auch eine Art Spiegel unserer Gesellschaft ist. Klar muss man das nicht mögen, aber sich davon persönlich angegriffen zu fühlen, ist auch übertrieben.
    Und doch es ist wichtig, dass es starke Frauenrollen in dem Buch gibt, denn dadurch wird das Buch nicht sofort als sexistisch abgestempelt, sowie du es in der Content Warnung gemacht hast.
    Wenn man keine Witze mehr machen darf, kommen wir ganz schnell in eine Lage in der Zensur ok ist. Und dann dürftest du auch keine weißen Männer mehr kritisieren, denn du verstehst ihre Perspektive ja nicht. Und das Buch als "Disablismus" zu bezeichnen (s. Content Warnung deinerseits) stimmt halt auch nicht, denn das Buch ist ziemlich inklusiv, weil es nicht nur auf die Behinderung reduziert.
    Und wenn man mal alle Stellen, die deiner Meinung nach homophob sind und keinem schlechten Übersetzer zum Opfer gefallen sind, zählt, dann bleibt der Witz mit dem Pudel. Den muss man nicht witzig finden, aber man muss sich auch als homosexueller Mensch nicht in seiner Homosexualität angegriffen fühlen. Das Buch auf dieser Grundlage mit "Homophobie" zu kennzeichnen, finde ich stark übertrieben und vermittelt auch einfach ein falsches Bild.
    Das Buch ist sicherlich nicht perfekt, aber es ist auch nicht so schwarz-weiß wie du es siehst.

  20. Wie willst du denn beurteilen, dass die entsprechenden Personengruppen sich "nicht angegriffen fühlen müssen"? Das ist eine sehr, sehr verquere und eindimensionale Vorstellung.
    Hör zu: Meine Content Warnung ist angemessen, weil das Buch homophobische, disableistische und sexistische Kommentare enthält. Da kannst du mir nicht mit deiner "Zensur" und den "Witzen" entgegenreden, weil das einfach nicht witzig ist. Witze, die nur auf Kosten marginalisierter Gruppen gehen, sind sehr einfallslose und traurige Witze. Deshalb steht oben die Content Warnung, weil es Leute gibt, die so etwas bereits im Alltag hören und nicht noch in Literatur mit derartigen insensiblen Aussagen konfrontiert werden müssen.
    Ich glaube, dass du nicht in einer Position bist, zu beurteilen, ob diverse Personengruppen hier beleidigend dargestellt werden. Wie gesagt: Du kannst das Buch mögen, wie du willst. Die Diskussion hier ist in dem Falle zwecklos, weil du den Kern des Problems umgehst. Der lässt sich nicht irgendwie rationalisieren.

  21. Liebe Julia,

    "Der Marsianer" hat mir damals echt gut gefallen, auch wenn ich nicht weiß, ob ich rückblickend hinter dieser Beurteilung stehen würde. Falls du zu dem Buch greifst, wäre ich auf jeden Fall gespannt auf deine Bewertung und deine Perspektive!

    Und vielen lieben Dank, das bedeutet mir viel <3

    Alles Liebe
    Isabella

  22. Ich kenne das Buch nicht, ich habe auch den Marsianer nicht gelesen und ich wollte auch nie eines der Bücher lesen. Die Rezension fand ich trotzdem sehr interessant! Ich würde nur noch gerne auf die Bemerkung von @Corazon1402 in den Kommentaren hier eingehen: "bitte schau zu allererst ins Original".
    Eine Rezension bezieht sich immer nicht nur auf das Buch selber, sondern auch auf die entsprechende Übersetzung. Und niemand, wirklich niemand kann verlangen, den übersetzten Text mit dem Original zu vergleichen. Das mag hier in diesem Fall möglich sein – englisch ist recht verbreitet und viele lesen Bücher auch auf englisch. Aber nicht alle. Und dazu kommt, das es in der Welt auch noch mehr Sprachen gibt. Ich habe schon Bücher gelesen, die im Original auf albanisch, rumänisch oder jiddisch waren. Um eine kleine Auswahl zu nennen. Wenn ich solche Bücher nicht mehr rezensieren "dürfte", dann wäre das mehr als schade.

  23. Jeder Autor nimmt verschiedene Perspektiven ein, ob weiß oder schwarz, Mann oder Frau, arm oder reich … das finde ich jetzt nicht ausschlaggebend. Und wie gesagt, er hat es hier schon sehr überzogen an manchen Stellen, aber das alles so ernst zu sehen find ich auch übertrieben.
    So fängt es dann an dass man gar nichts mehr sagen oder schreiben darf ohne "an den Pranger" gestellt zu werden, um es überspitzt auszudrücken. Da hab ich schon Schlimmeres gelesen oder gesehen, was lustig sein sollte – da muss ich nur abends mal den Fernseher anmachen.

    Aber das ist eben auch eine sehr individuell abhängige Sache, wie sehr einen solche Worte berühren und verletzen.

  24. @Helma, natürlich muss man das nicht, aber bevor man so eine Kritik mit entsprechenden Zitaten veröffentlicht, die wie man sieht sehr viele Menschen beeinflusst, sollte man meiner Meinung nach, zumindest gucken, ob die Übersetzung an den entsprechenden Stellen stimmt. Und wenn nicht, dann vielleicht darauf hinweisen, welche Version man gelesen hat.
    @Isabella
    Ich habe auch Verständnis dafür, dass sich Leute von den Aussagen im Buch angegriffen fühlen können. Aber trotzdem finde ich die Kennzeichnung etwas zu hart. Mit der Kennzeichnung "Disablismus" wird vermutlich niemals ein Mensch mit einer Behinderung dieses Buch anfassen und das finde ich schade, weil Lene ein starker Charakter ist und eben nicht negativ oder in der Opferrolle dargestellt wird. Im Gegenteil, sie ist gut integriert und eben nicht auf ihre Behinderung reduziert.
    Ich finde es schade, dass du dich von dem Buch so angegriffen gefühlt hast. Es ist für mich wirklich unverständlich, weil die Fassung, die ich gehört habe, für mich mit deiner Wahrnehmung einfach nicht verbindbar ist.
    Ich wollte auch gar nicht diskutieren, ich kann deine Wahrnehmung durch das Geschriebene verstehen, aber ich finde den Ansatz, dass man keine Bücher mit Minderheiten schreiben soll, wenn man selbst keiner angehört, echt schwierig. Klar, kann man dadurch einige Menschen treffen und verletzen, aber ich denke, dass eher mehr Leute durchaus damit umgehen können, weil sie es nicht zu ernst nehmen.
    Ich wünsche dir noch einen schönen Restabend! Dein Schreibstil ist wirklich gut und du schaffst es deine Emotionen und irgendwo auch deine Frustration niederzuschreiben ohne sie dem Leser aufzudrängen. Ich bin gespannt auf deine nächsten Rezensionen 🙂

  25. Hi Isabella,
    vorweg: deine Rezension ist wirklich gut konzipiert und geschrieben, Hut ab! Wie auch schon einige der anderen Kommentatoren, kann ich deine Kritik zwar zum Teil nachvollziehen, habe es aber auch ganz anders empfunden. Dieses Buch scheint mal wieder ein Beispiel für "Lest das Original, in der Übersetzung geht sehr viel verloren" zu sein. Ich habe die Story als eine lockere "Drama in space" Geschichte wahrgenommen und mich davon nicht angegriffen gefühlt. Ja, das Buch ist ziemlich vulgär, aber das war für mich einfach die Repräsentation von Artemis, Jazz' Umfeld und den Charakteren die in diesem nicht ganz legalen Vorhaben mitwirken.
    Es ist trotzdem spannend das Buch mal aus einer ganz anderen Perspektive beleuchtet zu sehen!
    Hab ein schönes Wochenende,
    Elli

  26. Liebe Elli,

    vielen Dank! Und ich will dir deinen Spaß an der Geschichte auch gar nicht absprechen – für mich hat es einfach nicht funktioniert, ich habe mich zu keinem Zeitpunkt der Geschichte amüsiert und glaube persönlich auch, dass das nur bedingt auf die Übersetzung zurückzuführen ist.

    Alles Liebe
    Isabella

  27. Ich habe die Rezension schon damals bei der Veröffentlichung gelesen und fand sie damals (wie heute) sehr gut 🙂 Dass dein Eindruck nicht von allen geteilt wird, kann auch daran liegen, dass einige Menschen (schon) stärker sensibilisiert als andere für problematische Darstellungen sind.

    Außerdem lehne ich mich jetzt ganz weit aus dem Fenster und stelle die Vermutung in den Raum: Grad weil wir ja ständig mit bestimmten problematischen Verhaltensweisen auch in Büchern konfrontiert werden, ist es schwierig, diese für uns zu reflektieren und eben nicht als „normal“ und damit „okay“ einzuordnen.

    Ich habe zum Beispiel einen total blinden Fleck, was das Fehlen von Nicht-weißen-Menschen in Fantasybüchern angeht. Dass mir das bei einen bestimmten Reihe zweimal durchgegangen ist, bevor ich diesbezüglich eine Rezension las, ist mir richtiggehend peinlich.

    1. Dankeschön, es ist erleichternd, das zu hören. Ich fange dann doch immer zu zweifeln an, ob ich „zu empfindlich“ bin. (Was absurd ist. Dennoch …)
      Und ich finde überhaupt nicht, dass du dich da weit aus dem Fenster lehnst – ich stimme dir da uneingeschränkt zu. Gerade beim Paradebeispiel „Twilight“ habe ich die Bücher jahrelang als „schlecht“ abgestempelt, aber nicht überlegt, ob bspw. die Tatsache, dass Edward Bella beim Schlafen zuschaut, überhaupt nicht romantisch ist. Und auch deinen letzten Punkt kann ich sehr gut verstehen; ich weiß nicht, von welchen Büchern du sprichst, aber mir ist exakt das bei der „Throne of Glass“-Reihe passiert. (Und die einzige PoC wird dort auch noch ermordet, was das Ganze noch übler macht.) Man ist es einfach gewohnt, sich repräsentiert zu sehen, und denkt daher gar nicht an die Personengruppen, denen es nicht so gehen könnte – bis man dann doch selbst einmal betroffen ist. :/

  28. So, Bin gerade dabei es zu lesen, habe schon mehr als die Hälfte durch und kann die Kritik nicht nachvollziehen. Fühle mich eigentlich gut unterhalten… Zu den angeführten Kritikpunkten muss ich sagen dass ich das alles nicht so schlimm finde wie hier dargestellt.
    Ja, es wird sehr viel über ihr Sexualleben geschrieben bzw. eventuell wird sie darauf reduziert. Aber das kommt eigentlich nur von den männlichen Charakteren im Buch, nicht von ihr selbst. Da muss ich als Mann sagen dass das schon sehr ehrlich geschrieben wurde. Es gibt genug Männer die so etwas ständig bei Frauen machen! Das ist nicht schön aber doch sehr ehrlich angesprochen und man merkt Jazz einfach an dass sie das gewöhnt ist und sich durchaus zur Wehr setzen kann. Auch muss man anmerken dass wir hier von einer Arbeiterklasse sprechen, wo der Ton doch schon sehr oft rauer ist. Für mich ist Jazz eine junge starke Frau die sich da sehr gut durchkämpft. Mich hat sie an eine sehr gute Freundin erinnert die oft das selbe Problem hat aber eben auch weiß wie sie damit umgeht und dies mit Humor und frechen Antworten zu stoppen weiß. Weiter ist es eine Geschichte die in der Zukunft spielt und man sich hier vorstellen kann das alles wieder etwas lockerer ist wie in unserer Zeit… Finde den Ausdruck „Tunte“ auch nicht schlimm. Ein guter Freund von mir ist Schwul und er bezeichnet sich im Scherz oft als solche… Also wie gesagt, ich würde mir durch so eine Kritik nicht das Buch ausreden lassen. Einfach selber lesen und bewerten. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

    1. ? Wie schön, wenn man ein Mann ist und unter dem „Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden“-Deckmantel guten Gewissens Sexismus konsumieren kann. Betrifft dich ja auch nicht. ¯\_(ツ)_/¯

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