[Rezension] We Are Okay – Nina LaCour

Inhalt

Marin ist nach dem Tod ihres Großvaters regelrecht geflohen. Nichts außer ihrem Handy und ihrem Geldbeutel hat sie mit nach New York genommen, und erst recht hat sie mit niemandem aus ihrem alten Leben gesprochen. Jetzt ist Weihnachten, und Marin bleibt als Einzige in ihrem Wohnheim über die Ferien.
Vor allem kommt Mabel – Marins beste Freundin – zu Besuch, und Marin bleibt nichts anderes übrig, als sich Stück für Stück ihrer Vergangenheit zu stellen.

Meine Meinung

Das Cover von We Are Okay hat mich fast schon verfolgt – egal, wo ich im Internet unterwegs war, immer wieder schien ich darüber zu stolpern. Dann stand ich im Buchladen vor einem Exemplar, und einen Augenblick später an der Kasse. Ich wusste lediglich, dass es sich um ein Jugendbuch handelt und dass LaCours Schreibstil grandios sein soll, als ich mit dem Buch begann – und das reichte vollkommen aus.
We Are Okay ist nicht vom Plot getrieben. Es ist ein Buch, das vom Zwischenmenschlichen lebt, von Gefühlen und Beziehungen und noch mehr Gefühlen. Die Kapitel wechseln zwischen Gegenwart und Vergangenheit, die sich im Laufe des Buches annähern, und es wird durchgängig aus Marins Sicht erzählt.
Anfangs fiel es mir noch etwas schwer, in die Geschichte reinzukommen – gerade, weil es eben nicht auf Action zielt, sondern der Ton eher sanfter, langsamer ist. Ich fragte mich immer wieder, wohin die Erzählung führen soll, was die verschiedenen Passagen bedeuten. Erst nach ein paar Kapiteln erkannte ich den roten Faden, die Motive, die sich durch das Buch ziehen – Freundschaft und Familie im Vordergrund, aber auch Einsamkeit und Trauer.
Ab da war ich vollkommen in der Geschichte gefangen. We Are Okay hat gerade mal 230 Seiten, man kann das Buch – und das kann ich nur empfehlen – locker in ein paar Stunden lesen. Und Nina LaCours Schreibstil ist wirklich grandios, wird den Lobpreisungen voll und ganz gerecht. Jedes Wort ist richtig platziert, und ein Großteil traf mich mitten ins Herz. Mehrmals standen mir die Tränen in den Augen, teils auch, weil ich Marins Gefühle – als sie diese dann zulässt – sehr gut nachvollziehen konnte.

„I was okay just a moment ago. I will learn how to be okay again.“
(Nina LaCour, We Are Okay)

Wie oben schon angedeutet, behandelt We Are Okay eine Vielzahl von Themen, die trotz des Schwerpunkts auf Marins Gedankenwelt nicht zu kurz kommen. Auch ihre beste Freundin Mabel und die Vergangenheit der beiden wird ausreichend beleuchtet, genauso wie die Geschichte von Mabels Großvater. Zum Ende hin warteten sogar noch mehrere Überraschungen auf den Leser, die ich so nie erahnt hätte.
We Are Okay ist außerdem ein weiteres tolles Beispiel für Diversität: Mabel ist Spanierin, und LaCour flicht ihre Kultur geschickt und sensibel ein, außerdem ist die Protagonistin Marin homosexuell. Was mir besonders gut gefallen hat, ist, dass das Thema Sexualität nicht explizit diskutiert wird, sondern einfach als selbstverständlich dargestellt wird. Ich kann für die Art der Darstellung nicht sprechen, da Nina LaCour allerdings selbst mit einer Frau verheiratet ist, denke ich, dass sie das Thema korrekt repräsentiert haben wird.
Letztendlich war We Are Okay viel zu schnell vorbei, und es kochten immer noch viel zu viele Gefühle in mir. Das Buch hat einfach irgendetwas in mir getroffen, und ich werde es eines Tages noch mal zur Hand nehmen und Marins Geschichte ein weiteres Mal durchleben müssen.
We Are Okay mag mit leisen Tönen sprechen – aber es hinterlässt einen lauten Nachklang.

Fazit

We Are Okay ist das erste Buch, das ich von Nina LaCour gelesen habe, aber es wird definitiv nicht das letzte sein. Mit unglaublichem Feingefühl erzählt die Autorin Marins Geschichte und bringt nicht nur eine Vielfalt von Themen in die Erzählung, sondern schafft es wieder und wieder, den Leser zu berühren. Ein tolles Buch, das vom Zwischenmenschlichen lebt und es sich zu Eigen macht.
We Are Okay ⚬ Taschenbuch: 240 Seiten ⚬ Dutton Books for Young Readers ⚬ Einzelband ⚬ ca. 9,99€ ⚬ Kaufen?
  

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7 Kommentare

  1. Gestern habe ich noch geschaut, aber keine weitere deutsche Rezension gefunden, bevor ich meine heute veröffentlicht habe. Wenn du erlaubst, würde ich deine sehr gern bei mir als "weitere Meinung" verlinken 🙂

    Ich war auch wirklich begeistert und werde es sicher auch irgendwann wieder lesen. Es ist einfach so schön!

    Liebe Grüße
    Maria

  2. Na klar darfst du, das freut mich sehr – danke! 🙂 Ich habe deine Rezi gerade eben gelesen und finde, dass du sehr treffend formuliert hast, was das Buch so besonders macht! <3

    Alles Liebe,
    Isabella

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